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Geschichte bis 1924

In der Stadtverordnetenversammlung am 10. November 1898 wurde die erste Wahl einer Wasserwerkskommission durchgeführt. Diese Kommission sollte zunächst die Einhaltung der abgeschlossenen Verträge, die Vergabe von Arbeiten und Bauleistungen überwachen.

Folgende Herren gehörten dieser Kommission an:

  • Vorsitzender Bürgermeister Hochstein
  • O. Rocholl
  • Heinrich Meskendahl
  • Sieberg
  • Bremicker
  • Selbeck
  • E. L. Buschhaus
  • A. D. Krone
  • Ing. Glaß

Die Kommission baute zunächst ein Grundwasserwerk im wasserreichen Bevertal unterhalb der Mündung des Erlenbaches nahe der Ortschaft Stoote. Maßgeblich für diesen Entschluss war wohl die damalige Erfahrung, dass Wasser in großen Mengen aus Tiefbrunnen auf unseren bergischen Höhen nicht zur Verfügung steht.

Wenn auch infolge der hohen Niederschläge das Bergische Land einen Reichtum von Abflüssen aufweist, so lässt die Boden- und Gesteinstruktur in der Regel nur verhältnismäßig geringe Grundwasservorkommen zu. Alluvialgrundwasserwerke sind aber nur dort möglich, wo erhebliche Grundwassermengen von Natur aus im Boden gespeichert werden, wie es zum Beispiel noch heute unterhalb der Bevertalsperre in unserer Nachbarstadt Hückeswagen der Fall ist. Alle anderen Städte des Bergischen Landes, welche zunächst auch Grundwasserwerke gebaut haben, mussten die Wassergewinnung nach Fertigstellung der Trinkwassertalsperren im Interesse einer gesicherten Trinkwasserversorgung umstellen.

Um Grundwasser für die Radevormwalder Bevölkerung fördern zu können, wurde im Bevertal ein Förderschacht mit einem Durchmesser von 1,50 m bis in rd. 20 m Tiefe gebracht, mit einem 29 m langen Querstollen versehen.

Zur Bedienung und Überwachung der Anlage wurde zunächst Maschinenmeister Ewald Busch nebenamtlich, erst später, nach dem die tägliche Förderleistung etwa 150 cbm betrug, fest eingestellt.

Das Projekt sah den Bau eines 18 m hohen Wasserturmes nach dem Intze-Prinzip mit einem Fassungsvermögen von 125 cbm vor. Der Wasserturm wurde 1899 auf dem höchsten Punkt der Ortschaft Rädereichen (394,5 m ü. NN), an der heutigen Wasserturmstraße, errichtet. Da bei guter Sicht vom Turm aus der Kölner Dom (Richtung Süd-West) zu sehen war, träumten Stadtverordnete davon, auf dem Wasserturm eine Aussichtsplattform für Besucher zu montieren, um somit Touristen nach Radevormwald zu locken...

Der Wasserturm wurde 1899 fertiggestellt, ebenso die Zubringerleitung mit einem Durchmesser von 150 mm l. W., welche das Pumpwerk im Bevertal auf einer Strecke von rd. 3,4 km, teilweise durch Waldflächen, mit dem Wasserturm verbindet. Vom Wasserturm aus wurde die Wasserleitung DN 150 auf einer Länge von rd. 1,5 km an der B 229 entlang bis zur Bahnhofstraße verlegt.

Von dort aus erfolgte der Ausbau des Wasserleitungsnetzes im Stadtkern hauptsächlich mit 80 mm l. W., und zwar nördlich bis zur Carl-Diem-Straße, östlich bis zur Ülfe-Wuppertal-Straße, südlich bis Ende Bahnhofstraße, westlich bis Espertstraße. Außerplanmäßig wurde die Wasserleitung in der Elberfelder Straße bis zur Ortschaft Bergerhof in DN 100 und anschließend bis Herbeck in DN 80 mit einer Gesamtlänge von rd. 2,2 km und in der Kölner Straße bis zur Ortschaft Heide mit einer Länge von rd. 1,5 km in DN 80 verlegt.

Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren wurde 1899/1900 insgesamt 12,6 km Wasserleitung mit Handausschachtung gebaut, eine beachtliche Leistung. Der königliche Baurat Misling aus Elberfeld nahm die Wasserwerkseinrichtungen und das Leitungsnetz am 6. April 1900 ab. Anschließend wurde mit der Wasserförderung aus der „Brunnenanlage“ in Stoote begonnen. Da zu diesem Zeitpunkt nur ca. 60 Häuser angeschlossen waren, betrug die tägliche Fördermenge in den ersten Monaten lediglich 50 – 60 cbm.

Für die Wasserleitungen in den Gebäuden waren Blei- und verzinkte Eisenröhren zugelassen.

Die Bleiröhren mussten jedoch folgende Dimensionen und Gewichte haben:

  • 13 mm lichte Weite / 4,2 mm Wandstärke / 2,5 kg je Meter
  • 19 mm lichte Weite / 5,2 mm Wandstärke / 4,6 kg je Meter
  • 25 mm lichte Weite / 6,5 mm Wandstärke / 7,3 mm je Meter

Der ursprüngliche Kostenvoranschlag für den Bau der gesamten Wasserversorgung belief sich auf rd. 120.000 Reichsmark. Durch die außerplanmäßigen Baumaßnahmen (Verlegung bis zu den Ortschaften Herbeck und Heide) erhöhte sich der Herstellungsaufwand auf insgesamt rd. 165.000 Reichsmark.

Bei einem im Mai 1898 kalkulierten Wasserpreis von 40 Pfg je cbm einschl. der Miete für den Wassermesser lag die Rentabilitätsgrenze bei einem täglichen Wasserverkauf von 100 cbm, also bei rd. 37.000 cbm Wasser pro Jahr.

Der in Wasserversorgungsfragen engagierte Bürgermeister Hochstein machte seinerzeit deutlich, dass dieser Wasserpreis im Vergleich mit den Nachbarstädten als mäßig und vorteilhaft bezeichnet werden kann. Er machte aber auch deutlich, dass die öffentlichen Brunnen, die wegen schlechter Wasserqualität für den menschlichen Genuss nicht geeignet sind, geschlossen werden.

In der Folgezeit siegte die Vernunft. Von 623 Wohnhäusern wurden immerhin 518 Häuser an die öffentliche Wasserleitung angeschlossen.

Entwicklung des Wasserwerkes 1901 1906 1911
Einnahmen in Mark 11.894 19.840 31.800
Wassermesser 261 388 457
Wasserabgabe 29.735 48.703 80.177
Jahr Einwohnerzahlen Verkauften Wassermenge /
Jahresabgabe in cbm
1900 10.446 nicht bekannt
1905 11.033 45.145
1910 11.236 58.884
1915 11.858 68.791
1920 11.129 106.180
1925 11.423 119.757
1930 13.626 168.244

Für die Versorgung der Dampflokomotiven mit Wasser betrieb der Bahnhof Radevormwald eine eigene Brunnenanlage auf dem Gelände der Reichsbahn. Die Wasserförderung geschah anfangs mit Hilfe eines Windrades.

1903 erfolgte der Anschluss des Bahnhofes an das öffentliche Wasserleitungsnetz. Die eigene Brunnenanlage wurde stillgelegt. Mit Zustimmung der Gemeindeverwaltung Lüttringhausen kündigt Bürgermeister Hochstein in einer Bekanntmachung vom 27. Nov. 1903 an, dass bei einer Erweiterung der städt. Wasserleitung nach den Wupperortschaften auch die Wasserversorgung des zu dem Gemeindegebiet Lüttringhausen gehörenden Teiles des Ortes Dahlhausen in Frage kommt.

Das Interesse der dort lebenden Bevölkerung an einer gesundheitlich unbedenklichen Trinkwasserversorgung war so groß, dass bereits 1905 die Wasserleitung von Herbeck aus über Keilbeck bis Dahlhausen und Vogelsmühle in DN 100 und DN 80, insgesamt rd. 5,9 km verlegt worden ist. Mit Rücksicht auf die großen Höhenunterschiede wurde die Zuleitung nach Dahlhausen durch den Einbau eines „Druckverminderungsbassins“ in Herbeck unterbrochen, damit kein schädlicher Überdruck in den Rohrleitungen entstehen konnte.

Bestimmungen über die Abgabe von Wasser aus dem Wasserwerk der Stadt Radevormwald
Am 3. April 1907 beschließt die Stadtverordnetenversammlung auf Empfehlung der Gas- und Wasserwerkskommission die vorgenannten Bestimmungen.

Hiermit wird folgendes festgelegt:

  • Anmeldung zum Wasserbezug
  • Ausführung und Beschaffenheit der Zuleitungen und der Privatleitungen
  • Art des Wasserbezuges
  • Wasserpreis
  • Sonstige Bestimmungen

Hinsichtlich der Wasserpreisgestaltung ist hervorzuheben, dass für jeden Anschluss einschließlich der Miete für den normalen Wassermesser (20 mm Durchgangsweite) monatlich 3 Mark zu zahlen ist. In diesem Betrag ist auch der Verbrauch von 6 cbm Wasser enthalten.

Dieser Minimalbetrag steigert sich je nach Größe des Messers wie folgt:

  • 25 mm Durchgangsweite auf 3,50 Mark
  • 30 mm Durchgangsweite auf 4,00 Mark
  • 50 mm Durchgangsweite auf 4,50 Mark
  • 80 mm Durchgangsweite auf 6,00 Mark

Bei Mehrverbrauch von Wasser:

  • 7 - 20 cbm: 40 Pfg je cbm
  • 21 - 100 cbm: 30 Pfg je cbm
  • über 100 cbm: 20 Pfg je cbm

1908 wurde die Fa. Wülfing & Sohn angeschlossen, ferner die Hofschaft Niederdahl mit einer Anschlusslänge von fast 1,1 km. 1910 erfolgte der Ausbau mit einer Länge von 720 m in der Telegrafenstraße und bis zum Kollenberg; 1911 in der Leimholer Straße, Waldstraße, Dehnerhofstraße; Anschluss der Firmen Mundorf und Bremicker (Herbeck).

In der Stadtverordnetenversammlung am 17. Juli 1913 wurde das Gesuch um Anschluss der Ortschaft Ispingrade an die Städt. Wasserleitung behandelt. Die Ispingrader wünschten eine Verlängerung der Wasserleitung, da die Brunnen zu wenig Wasser hatten und die Bewohner bei Feuersnot großer Gefahr ausgesetzt sind.

Stadtbaumeister Weber rechnete vor, dass der Bau dieser rd. 1,4 km langen Leitung 6.400 Mark für 8 Hausanschlüsse kosten würde. Ferner geht Weber davon aus, dass auf Grund der langen Leitung und des geringen Wasserverbrauches die Leitung regelmäßig gespült werden muss, damit das Wasser nicht länger als 5 Tage in der Leitung verbleibt.

In diesem Zusammenhang verweist Weber auf die Verhältnisse in der Ortschaft Heide, welche unklares Wasser hat, das kaum zu gebrauchen ist. Auf Grund der Unwirtschaftlichkeit und der zu erwartenden Schwierigkeiten bei der Versorgung empfiehlt die Versammlung den Ispingradern, sich selbst durch eine „Widderanlage“ Wasser zu beschaffen.

Im Kriegsjahr 1914 wurde es immer schwieriger, Kohle für den Betrieb der Dampfmaschine im Pumpwerk Stoote zu bekommen. Notgedrungen wurde das Maschinenhaus im Bevertal an das öffentliche Stromnetz der damaligen „Bergische Licht- und Kraftwerke AG“ mit Sitz in Lennep angeschlossen. Die Dampfmaschine für den Antrieb der Kolbenpumpen wurde ausgebaut und durch einen 15 PS-Drehstrommotor unter Beibehaltung der Transmission und des Riemenantriebes ersetzt.

Die Inflation des Geldwertes
Der 1. Weltkrieg 1914 – 1918 bewirkte einen großen Bedarf an Zahlungsmitteln. Um dem Rechnung zu tragen, gaben viele Städte, Gemeinden und Firmen Notgeldscheine aus.

Auch nach Kriegsende stabilisierte sich die Währung nicht. Die Finanzierung der enormen Kriegskredite und der im Friedensvertrag von Versailles festgesetzten Reparationszahlungen treibt die Schulden des Deutschen Reiches in unvorstellbare Höhen. Bis 1922 ist der 1000-Mark-Schein die höchste Banknote, doch noch im gleichen Jahr emittiert die Reichsbank 10.000- und 50.000-Mark-Scheine.

Im Februar 1923 erscheint erstmals ein Schein zu 1 Million Mark, im Sept. ist man bei 10 Milliarden, im November bei Billionen-Beträgen angelangt. Die höchste jemals in Deutschland in Umlauf gesetzte Banknote hatte einen Wert von 100 Billionen Mark. Die Auswirkungen auf die Bevölkerung waren erheblich. Die Verbraucherpreise 1922 stiegen auf das 685-fache. Ein Kilogramm Brot beispielsweise kostete im Oktober 1923 die unvorstellbare Summe von 680 Millionen Mark, ein Kubikmeter Gas 250 Millionen Mark, ein Kubikmeter Wasser 350 Millionen Mark. In dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit mussten auch die Gas- und Wasserpreise ständig der Inflationsentwicklung angepasst werden.

Ab 1. November 1923 verkauften die Städt. Gas- und Wasserwerke Gutscheine für 1, 2 und 5 cbm Gas und Wasser und Gutscheine über 1, 2 und 5 Goldmark für den Stadtbezirk in der Polizeiwache, im Bezirk Bergerhof beim Postmeister Gottmann und im Wupperbezirk in der Metzgerei Johann Rüsing. Die für den Verkauf der beiden Gutscheinarten jeweils gültigen Umrechnungs- und Multiplikatoren waren sichtbar in den Verkaufsstellen auszuhängen.

Das Währungsgesetz von 1924, das die Gründung einer unabhängigen Reichsbank und die Einführung einer neuen Reichsmark vorsah, machte der Hyperinflation endgültig ein Ende.

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